Heroinfund

München – Neapel und der größte Drogenfund


Der Stoff ist vom feinsten, die Freude der Polizei in Neapel auch. Heute morgen ließ sie einen deutschen Drogen-Großhändler auffliegen, der sage und schreibe 84 Kilogramm Heroin, Typ Brown Sugar, beste Ware, bei sich führte und offenbar an die Camorra, die neapolitanische Mafia verkaufen wollte. Handelswert 700 Mio. Mark, ein Riesengeschäft also. Daraus wird nichts, der 31jährige Christian Georg Bauer aus München sitzt jetzt erst einmal im städtischen Gefängnis Poggioreale und wird verhört.


Gestern Abend hatte die Polizei, so jedenfalls die offizielle Version, bei einer Routine Kontrolle im Gepäck des Deutschen ein halbes Kilo des wertvollen Stoffes gefunden. Das war offenbar jener Teil, der als Muster für die möglichen Käufer diente, wie man es aus Spielfilmen kennt. Die Polizei hat dann den Besitzer, der von der Kontrolle nichts ahnte, beschattet und heute Morgen seine Spur in eine Parkgarage verfolgt, wo ein Lieferwagen geparkt war. Darin befand sich das restliche Rauschgift, fein säuberlich verpackt in 157 Einzelportionen.


Woher es stammt, darüber weiß die Polizei noch nicht Bescheid. Ob der deutsche Dealer Mitglied einer größeren Organisation ist, darüber gibt es auch noch keine Klarheit. Vorläufig geht man in Neapel davon aus, dass die Mafia der Adressat des Stoffes sein muss. Solche Mengen Rauschgift kann nur eine mächtige Mafiaorganisation in Umlauf bringen. Die Version der Polizei über das Auffinden des Stoffes klingt dagegen wenig glaubwürdig. Sie will dem Dealer rein zufällig auf die Spur gekommen sein, als sie dessen Hotelzimmer kontrollierte.


Angebliche werden vor allem in Bahnhofsnähe Durchsuchungen von Hotelzimmern regelmäßig durchgeführt, ohne dass die Gäste davon etwas mitbekommen- eine merkwürdige Praxis, wenn sie denn zutrifft. Möglich ist aber auch, dass die Polizei einen Tipp bekommen hat, um die größte Einzelmenge an Rauschgift zu beschlagnahmen, die je in Neapel gefunden wurde.


Juli 1996

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