Schwarzhandel

Ein gigantischer Schwarzhandel samt spanischem Bischof und russischem Politiker


Der russische Nationalistenführer Zirinovski hat den italienischen Ermittlungsrichtern schon mal die kalte Schulter gezeigt. Daß er in einen gigantischen Schwarzhandel aus Geld, Gold, Waffen und Uran verwickelt sein soll, hält er für den größten Blödsinn, den er je gehört hat. Der Erzbischof von Barcelona, der auf irgendeine Weise ebenso in den gigantischen interkontinentalen Schwarzhandel verwickelt sein soll, hat sich sogar Rechtsmittel vorbehalten.


Die Tatsache, daß in Italien gegen ihn ermittelt wird, hält er für ungehörig, und er verweist auf die Reaktion des spanischen Justizministeriums, das ein Begehren der italienischen Kollegen zurückgewiesen hat, den Bischof ein bißchen zu verhören. Sie hätten gerne gewußt, welches die Rolle des hohen katalanischen Geistlichen bei einem merkwürdigen Devisengeschäft über 100 Mio. Dollar war, das die Vatikanbank IOR durchgeführt haben soll. Auch andere, mittlerweile mehre Dutzend Verdächtigen, zum Teil sitzen sie auch schon in Untersuchungshaft, haben bisher jede Beteiligung an den kriminellen Geschäftigen bestritten, denen die Ermittler in Süditalien auf die Spur gekommen sind. Sie glauben, daß sie Teile eines riesigen Händler- und Spekulantenringes in der Hand haben, der über alle Ländergrenzen, und manche Gesetze hinweg gute Geschäfte getätigt haben soll.


Da ging es zunächst einmal um den Kauf und Verkauf von Devisen, Dollar und Lire und D-Mark und Rubel, allerdings an den üblichen legalen Kanälen vorbei, woraus zu schließen ist, daß es sich um Schwarzgelder handelte, jene, die zum Beispiel aus illegalen Geschäften mit Waffen oder sogar radioaktivem Material als Gewinn übrig blieben. Auch Gold soll im Spiel sein, und zwar nicht nur ein bei paar Unzen, sondern gleich zwei Dutzend Tonnen. Und da taucht ein weiterer nicht ganz unbekannter Name auf, Sukarno - so hieß frühere indonesische Staatschef. Der ist nun seit 26 Jahren tot, aber sein Sohn heißt wie der Vater und ist dick im Geschäft zum Beispiel bei der britischen Autofirma Lotus.


Das Ganze ist vorläufig noch höchst verworren und verwirrend. Aber das ist auch die Absicht jener, die den großangelegten Internationalen Schwarzhandel betrieben haben. Ob es allerdings gelingen wird, dem russischen Politiker Zirnovski einwandfrei nachzuweisen, was aus allen möglichen aufgefunden Papieren hervorgeht, dass er nämlich Raketen und Nuklearmaterial verkaufen wollte, ist eher unwahrscheinlich. Dass die italienischen Ermittler bisher allerdings auch nur die Spitze des Eisbergs gesichtet haben ist dagegen sehr wahrscheinlich.


Juni 1996

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