
Die Geschichte der Geldscheine
Marco Polo erzählte als erster von den merkwürdigen Papierstücken, mit denen die Menschen in China ihre Einkäufe erledigten.
Das war vor tausend Jahren. Im 15. Jahrhundert gab es erste Versuche in Italien, Papiergeld in Umlauf zu bringen, aber so richtig ging es mit den Scheinen erst 1746 los, sie wurden damals im Königreich Piemont ausgegeben. Nun ist die Geschichte der Banknote in einer Ausstellung zu sehen, die in der Fondazione Chiazzese mitten in Palermo zu sehen ist. Ein Ort, der gerade in diesen Tagen des Mafiakrieges die schicksalshafte Bedeutung der bunten Papierstücke, Geld genannt, dokumentiert. Alles dreht sich um die großen und kleinen Scheine – sie werden zusammengeflickt, aus Schmutz und Dreck gefischt, an ihnen klebt Blut, Schweiß und manchmal auch Historisches. Wie jene Banknoten, die nach königlichem Erlass in Sardinien im Jahr 1780 ausgegeben wurden.
Oder auch jene, die 1796 während der Belagerung Mantuas durch die Truppen Napoleons gedruckt wurden. Da sind Geldscheine aus Wien, die in der besetzten Lombardei zirkulierten. Und natürlich das Besatzergeld der amerikanischen Truppen am Ende des 2. Weltkriegs: die „AM-Lire“ -AM steht für Allied Military. Die Amerikaner druckten sie nach dem Vorbild ihrer Dollars und setzten die Aufschrift „One Hundred Lire“ ein. Es ist verbürgt, dass die Druckerei in Palermo sich ausgiebig selbst versorgte mit den Geldscheinen, wenn die Amerikaner mal gerade nicht aufpassten.
Vom einfachen Papierzettel mit aufgedruckter Zahl bis zu heutigen Geldscheinen mit Metallfaden und Magnetstreifen – die Ausstellung in Palermo zeigt prachtvolle Exemplare und auch die Geschichte berühmter Geldfälscher. Bemerkenswert ist da vor allem ein Leitfaden für all jene, die aus 100 Geldscheinen durch mühevolle Schnipsel- und Klebearbeit 101 Geldscheine fabrizieren wollen. Unglaublich aber wahr.
September 1988, Karl Hoffmann
