Arbeitslose

Was bekommen Arbeitslose in Italien?


Die italienischen Bürger mögen ja als wenig staatsfreundlich bekannt sein, aber das braucht einen nicht zu wundern, wenn man sich ansieht, wie der Staat sich um seine Bürger kümmert. Kümmerlich muss man nennen, was sich offiziell Arbeitslosenunterstützung nennt. Die für alle festgelegte Lohnersatzleistung des Staates beträgt pro Tag umgerechnet eine Mark, maximale Dauer 60 Monate. Dazu gibt es noch den kostenlosen Sozialversicherungsschutz und einige Familienbeihilfen.


Weil das weit entfernt ist vom Existenzminimum springt die sogenannte Lohnausgleichskasse, die cassa integrazione guadagni ein, die gleich nach dem Krieg gegründet wurde und zweimal, 1975 und 1986, reformiert wurde. Es gibt eine normale Form des Lohnausgleichs, der in Kraft tritt, wenn Firmen unter Auftragsmangel leiden oder wegen höherer Gewalt vorübergehend stillgelegt sind. Die Arbeitnehmer werden in diesem Fall nach Hause geschickt und erhalten bis zur Dauer eines Jahres 80 Prozent ihres Gehaltes, die von der staatlichen Sozialversicherungsanstalt INPS bezahlt werden.


Außerordentlichen Lohnausgleich gibt es in jenen Fällen, in denen Firmen völlig umstrukturiert werden, pleite zu gehen drohen, aber noch gerettet werden können. Dafür zahlt die INPS sogar bis zu zwei Jahre lang, den vorübergehend Arbeitslosen 80 Prozent ihres letzten Lohnes. Kurzarbeit sieht ähnlich aus. Bis zu zwei Jahre können Betriebe beantragen, in dieser Zeit zahlt INPS immerhin 60 Prozent des Arbeitsentgeltes. Kompliziert wird es bei Entlassungen. Wer seinen Job bei kleinen Unternehmen verliert, bekommt höchstens für sechs Monate nur magere 30 Prozent seines Gehaltes weiterbezahlt, danach ist Schluss. Das trifft zum Beispiel viele Frauen in Klein- und Mittelbetrieben.


 Erst ab bestimmten Betriebsgrößen und einer Mindestzahl von Entlassungen springt wieder die Sozialversicherungsanstalt ein. Die zahlt den Arbeitslosen bis zu 2 Jahre 80 Prozent des letzten Lohns, danach zwei bis vier Jahre lang je nach Alter des Arbeitnehmers und Region, in der er lebt bis zu 60 Prozent. Danach gibt es nur noch die Hoffnung zu sozial wichtigen Arbeiten wie Müllabfuhr, Altenbetreuung und Rasenmähen herangezogen zu werden. Für diese Jobs vom Arbeitsamt bekommt man 800 Mark im Monat. Jugendliche, die noch nie eine Arbeit gefunden haben, das sind in Süditalien zum Beispiel über 50 Prozent, haben kein Anrecht auf Arbeitslosenunterstützung.


Dezember 1996

 

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